Am 12.12.2012 wurde Herbert C. Kelman, einer der Pioniere moderner Friedensforschung, die Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold durch den Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny verliehen. Dieser strich in seiner Rede die Verdienste Prof. Kelmans als Sozial-Psychologe und Friedensforscher hervor, dessen Arbeit ein neues Kapitel in der Friedenswissenschaft aufschlug. Denn Herbert Kelman zählt zu jener Pioniergeneration, die es schaffte die sogenannte informelle Diplomatie, ein Erfolgsmodell inoffizieller Dialoge, salonfähig zu machen. Aber auch die dunklen Seiten Wiens sprach Mailath-Pokorny an, die den jungen Kelman zwangen 1939, kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland, aus seinem Geburtsort nach New York zu fliehen.
Herbert Kelman zeigte sich in seiner Dankesrede gerührt von der Auszeichnung und nannte das Jahr 1994, als er seine Gastprofessur an der Wirtschaftsuniversität Wien antrat, als einen Wendepunkt in seiner Beziehung zu Wien. „Ich erkannte […]“ so der jüdische Friedensdenker Kelman, „[…] wie viel von mir und vom Wiener Judentum der vergangenen Jahre immer noch in Wien steckt – und wie viel von Wien noch in mir steckt.“
Der Laudator, Botschafter Dr. Wolfgang Petritsch, betonte nicht bloß die eindrucksvolle wissenschaftliche Leistung des Geehrten, sondern nahm Bezug auf sein gesamtes Leben welches eben den Menschen Kelman auszeichnet und Vorbildcharakter für nachkommende Generationen haben sollte. Denn sein Leben, so Petritsch, „umspannt Flucht, Vertreibung und Neubeginn ebenso wie den dialektischen Gegenentwurf als Forscher, Lehrer und Friedensaktivist.“ (Hier zur ganzen Rede Dr. Petritsch)
Umso beeindruckender die Grundhaltung Kelmans die von Respekt und Empathie den Anderen gegenüber geprägt ist. Und diese, eben ganz im Sinne einer grundlegenden Einstellung, ist nicht richtend oder wertend, sie begegnet dem Leben als solchem mit Respekt und Empathie. Und dies sind auch die einzigen Instrumente die einem Konfliktmediator, in den von Prof. Kelman theoretisch erarbeiteten und im Nahostkonflikt praktisch erprobten Mediationsworkshops, zur Verfügung stehen.
Und mehr wird auch nicht gebraucht, denn Respekt und Empathie sind der Stoff, aus dem Frieden gewebt wird. Diese Haltung schafft es, dem Feind seine Menschlichkeit wiederzugeben, die Haltungen des Gegenübers kennen, vielleicht sogar verstehen zu lernen, ein Stück des Weges in den Schuhen des vermeintlichen Feindes zu gehen. Und dieser Weg ist immer ein menschlicher, gepflastert mit tiefen Bedürfnissen, Hoffnungen und Ängsten, die nun zum Vorschein kommen. Somit lassen sich so oft auch Parallelen zur „eigenen Welt“ wiederfinden. Und nun gelingt es den verfeindeten Gruppen auch aus dem dunklen Tal des Hasses und Unverständnisses hervorzutreten, es kommt schließlich eine neue, bis lang ungeahnte, konstruktive Dialogbereitschaft zum Vorschein. Und so mutiert die alte Feindschaft zu einer neuen konstruktiven Gegnerschaft. Dr. Petritsch bediente sich in seiner Rede des französischen Widerstandskämpfers und Dichters Rene Char der “diese Transformation von alten Feinden in „loyale Gegner“ – wie er sie nennt – mit einem künstlerisch-kreativen Akt“ verglich. Und dies ist es auch was die Interaktiven Problemlösungs- Workshops ausmachen. Erst nach dem Verstehen und Erkennen der anderen Positionen, Hoffnungen und Ängste kann sich in einem weitern Schritt auf die Suche nach neuen Ideen und neuen Lösungskonzepten gemacht werden. Schließlich werden die strukturellen, psychologischen oder politischen Probleme identifiziert die einer Umsetzung der neuen Strategien im Wege stehen um in weiterer Folge nach Möglichkeiten zur Implementierung der neuen Konzepte zu suchen. Und hier kommt den Workshop-Teilnehmern als einflussreiche aber politisch nicht gebundene Akteure eine entscheidende Rolle zu.
Gerade in Tagen wie diesen, in denen offizielle Gespräche zwischen Israel und Palästina so weit entfernt scheinen, wird die Notwendigkeit dieses künstlerisch-kreativen Aktes, hin zu einem historischen Kompromiss, getragen von Respekt und Empathie deutlich. Und gibt es etwas Nobleres, als in einer Welt voller Ressentiments und Anfeindungen, voller Hass und Totschlag sein Leben in den „[…] Dienst der Zivilisierung des homo sapiens […]“ zu stellen so Dr. Petritsch und fügte weiter hinzu „Sie zeichnen damit Wien und uns alle aus.“
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