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City of Vienna Award Ceremony for Herbert C. Kelman (12 December 2012)

Award of the order of merit for services rendered to City of Vienna to Professor HERBERT C. KELMAN

Forced to flee Vienna as a young child in 1938, Herbert C Kelman distinguished himself as a scholar and practitioner in the field of conflict resolution. It is the Kelman Institute’s great pleasure to announce that on occasion of his 85th birthday, the city of Vienna decided to honour Prof Kelman for his lifetime achievement. The very core of his work, inofficial diplomacy, is seldom if ever in the fore of public attention. It is therefore a particular recognition by the City of Vienna to acclaim and bring to focus Kelman’s work with the celebration of his award ceremony in Vienna’s Town Hall Wappensaal on Wednesday, the 12th of December 2012.View Programme

 

An article by Werner Wintersteiner, board member of the HKI, pays tribute to Kelman’s exceptional dedication and decades-long work:

Ein strategischer Optimist (Kleine Zeitung, 27 März 2012)
Werner Wintersteiner

Ein großer Österreicher feierte heuer seinen 85. Geburtstag. Ein großer Österreicher? Genauer gesagt, eine große Persönlichkeit, die aus Österreich vertrieben wurde. Herbert C. Kelman, der am 18. 3. 1927 in Wien geboren wurde, musste mit seiner Familie schon als Kind vor dem antisemitischen Verfolgungswahn der Nazis fliehen. Zuerst nach Belgien, dann in die Vereinigten Staaten. Dort studierte er Psychologie und wurde zu einem der angesehensten Professoren der Harvard Universität.

Seit jeher sieht er seine wissenschaftliche Arbeit als Dienst an der Gesellschaft. Er, der Ausgrenzung und Verfolgung am eigenen Leib erlebt hat, engagierte sich schon sehr früh in der amerikanischen Antikriegs- und Bürgerrechtsbewegung. Er sammelte erste Erfahrungen in Friedensarbeit in seinem Einsatz gegen die Rassentrennung in Baltimore. Schon in den frühen 1950er Jahren beschäftigte er sich wissenschaftlich mit Friedensfragen und gilt heute als Pionier und einer der Begründer der modernen Friedensforschung. Dabei hat er sich nie nur als Beobachter und distanzierter Forscher gesehen, sondern immer als jemand, der nach Möglichkeit als wissenschaftlich ausgebildeter Streitschlichter wirkt. So spielte und spielt er vor allem im Nahost-Konflikt und besonders bei der Vermittlung zwischen Israelis und Palästinenser/innen eine wichtige Rolle. 1989 half er, inoffizielle Kontakte zwischen PLO und Israel herzustellen und er ist nach wie vor als Mediator tätig. Sein wichtigster Beitrag ist wohl die in den 1970er Jahren entwickelte sogenannte „interactive problem solving workshop method“,  die Methode der interaktiven Konfliktlösung. Sie wird in Workshops eingesetzt, an denen Berater/innen und andere einflussreiche Persönlichkeiten von Konfliktparteien (aber nicht die Spitzenpolitiker/innen selbst) teilnehmen. Diese Zusammenkünfte bereiten den Boden für neue Verhandlungen, kreative Lösungen und ein gegenseitiges Näherkommen vor. Respekt und Empathie für die anderen, charismatische Führungspersönlichkeiten und Kreativität – das ist es, was nach Herbert Kelman den Ausschlag bei der friedlichen Lösung von Konflikten gibt.

Dass es gerade beim Nahostkonflikt besonders schwer ist, Erfolge zu erzielen, kann Herbert Kelman, der in langfristigen Kategorien zu denken gewöhnt ist, nicht erschüttern. Er beschreibt sich selbst als „strategischen Optimisten“, im Gegensatz zu einem naiven Optimisten, der meint, dass die Welt einfach gut sei. Optimismus ist die Strategie, um nach Möglichkeiten für Veränderungen Ausschau zu halten. So entstehen positive sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Von Herbert Kelmans Erfahrungen und seiner Lebenseinstellung können manche Jüngere noch viel lernen. In diesem Sinne: Happy Birthday, Herb!